13. SONNTAG im Jahreskreis

Wer ist dieser Jesus von Nazareth? Warum haben Menschen an ihn geglaubt? Warum glauben auch jetzt noch, nach zweitausend Jahren, Menschen an ihn? Warum glauben wir an ihn und zeigen das, indem wir miteinander sein Mahl feiern, von dem er gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis - damit ihr mich nicht vergesst?“ Welche Bedeutung hat er für uns?

Menschen haben die Erfahrung gemacht: Dieser Jesus war ein außerordentlicher, ungewöhnlicher Mensch. Sein ganzes Auftreten, seine Worte und Taten, weisen überzeugend darauf hin, dass er in einer einmaligen, intimen Beziehung zu Gott lebt, den er seinen „Vater“ nennt. Im Johannesevangelium sagt er sogar: „Ich und der Vater sind eins“. Gott spricht in ihm und durch ihn. Gott wirkt in ihm. Er repräsentiert Gott.

Das wird in den Evangelien durch viele, sehr unterschiedliche Erzählungen illustriert. Auch im Evangelium vom letzten Sonntag, wenn Jesus zu dem Sturm am See Genezareth sagt: „Schweig, sei still“, und es wird still. Jesus tut hier genau das, was von Gott schon im Alten Testament gesagt wird: „Er (Gott) macht aus dem Sturm ein Säuseln, so dass die Wogen des Meeres schweigen“, heißt es in Psalm 74. In und durch Jesus teilt Gott sich mit, gibt sich zu erkennen, lässt uns wissen, wer er für uns sein will. Jesus erzählt nicht nur von Gott, sondern durch seine Taten zeigt er, wie Gott in ihm wirkt.

Wie ist dieser Gott? Er ist ein Gott, der unser Glück, unser Leben will, ein Leben über den Tod hinaus. Es gibt drei Beispiele dafür: Jesus ruft seinen Freund Lazarus aus dem Grab, er ruft den jungen Mann aus Nain, den man gerade zu Grabe trägt, wieder ins Leben zurück und auch die Tochter des Jairus im heutigen Evangelium. Ob dieses Mädchen nur scheintot war, im Koma lag, ist da ziemlich egal: Die Trauernden hielten sie für tot, und Jesus reanimiert sie, nicht durch irgendwelche Beschwörungen oder magische Tricks, sondern er spricht nur ein Wort: „Mädchen, steh auf - Talita kum“, so wie von Gott in der Schöpfungsgeschichte gesagt wird: Er sprach und es geschah.

In Jesus, durch Jesus wirkt Gott, zeigt seine Macht über Leben und Tod. Hier wird illustriert, was Jesus woanders gesagt hat: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“

Wenn Gott so ist, wie wir ihn durch Jesus kennengelernt haben, dann können wir sagen, worauf wir hoffen dürfen. Dann dürfen wir mit gutem Grund hoffen, dass Gott uns alle auch im Tod nicht fallen lässt. Wer glaubt, braucht auch den Tod nicht zu fürchten. Die in Jesus verkörperte und erfahrbar gewordene Güte Gottes dürfen wir beim Wort nehmen und zu Ende denken. Wer auf diesen Gott setzt und vertraut, den plagt dann eigentlich nicht mehr, was mit ihm und seinen Mitmenschen im Tode passiert. Er kann es getrost Gott überlassen und kann sich den Menschen und Aufgaben des heutigen Tages zuwenden. Jeder Tag ist ihm ein kostbares Geschenk und eine Chance, hier und jetzt.

Auch mir wird neues, ewiges Leben gegeben werden. „Mach dir keine Sorgen! Hab nur Vertrauen, so wie zu Jairus“, sagt Jesus auch zu mir.

Diese Erzählung fordert uns heraus, unser Vertrauen zu Jesus zu überdenken. Schon im Neuen Testament (1 Petr 3,15) steht: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“

Einer hat einmal gesagt: „Praktizierender Katholik und regelmäßiger Kirchgänger zu sein, heißt noch lange nicht, Jünger von Jesus zu sein. Habe ich ein Verlangen, ein Bedürfnis, eine Sehnsucht nach diesem Jesus? Würde ich ihn vermissen, wenn er in meinem Leben nicht vorkäme? Wenn nicht, dann habe ich mich noch nicht auf eine wirkliche Beziehung mit Jesus eingelassen, dann habe ich noch nicht seine wahre Bedeutung für mich erkannt.

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